Farbsprühgeräte: Arten, Vorzüge, Nachteile und Einsatzgebiete
Die drei bedeutenden Farbsprühsysteme haben individuell ihre Vor- sowie Nachteile und sind jeweils für bestimmte Vorhaben besonders gut geeignet. Bei der Kaufentscheidung sind zudem das eigene handwerkliche Können und die Erfahrung im Umgang mit diesen Farbsprühgeräten von Bedeutung. Außerdem ist nicht außer Acht zu lassen, wie häufig du das Gerät einsetzen wirst, welche Qualität beim Finish von dir angestrebt wird und welche Arten von Farbe in der Hauptsache verarbeitet werden.
Drei Systeme – ein Zweck: Farbe perfekt auftragen
Geht es um Anstriche, Lackierungen und Lasuren, sind Farbsprühsysteme dem Pinsel und der Rolle etwa so weit voraus, wie ein moderner Sportwagen einem Pferdegespann. Und einige Vorhaben lassen sich ohne eine Sprühpistole nicht akzeptabel realisieren. So bei der Autolackierung oder wenn es darum geht, wertvolle Möbel mit einem Klarlack zu schützen, beispielsweise ein Klavier. Das ursprüngliche Lackierverfahren mittels Druckluft wurde inzwischen bedeutend weiterentwickelt. Hinzugekommen sind das Airless-Farbsprühsystem und das HVLP-Verfahren, was für High Volume Low Pressure steht. Letztere sind hierzulande auch als Niederdruck Farbsprühgeräte bekannt. Welche dieser drei Methoden für Profis oder Neulinge besonders gut geeignet sind und wo die Vorzüge oder Nachteile dieser Techniken liegen, erkläre ich dir in diesem Handwerker Report.
Grundsätzlich wird zwischen drei Arten von Farbsprühgeräten unterschieden: Aires-Farbsprühsysteme, HVLP-Sprühsysteme und Niedrigdruck Farbsprühgeräte.
Lackieren, Streichen, Anmalen – Drei Typen Farbsprühgeräte
Seit die erste Farbe mit Luftdruck aus einer Düse gepresst wurde, sind einige Jahrzehnte vergangen. Seither wurden auf der Basis dieser ursprünglichen Technik weitere Methoden entwickelt, mit denen nicht nur Farbe verarbeitet werden kann. Das feinste Verfahren ist Airbush, also die Sprühlackierung im Miniaturformat, mit der Künstler unglaublich detaillierte Bilder schaffen.
Die größten Sprühpistolen findest du auf Baustellen. Inzwischen wird extrem schnell trocknender Beton aus gewaltigen Düsen ohne Verschalung in die Bewährung gespritzt, beispielsweise für die Wände im Tunnelbau. Ganze Hausfassaden werden mit einem Spritzputz maschinell versiegelt und im Straßenbau werden Bitume, Asphalt und Beton mit extrem hoher Tragfähigkeit auf eine Fläche aufgetragen, um Autobahnen oder Landepisten auf Flughäfen in der Hälfte der sonst üblichen Zeit herzustellen.
So spezialisiert wie diese Sprühsysteme, so different sind die drei gängigen Verfahren in der Farbenverarbeitung. Druckluft, Airless und HVLP haben jeweils bei bestimmten Vorhaben eindeutige Vorteile, sind aber bei anderen Arbeiten weniger gut geeignet. Alle drei haben mehrere Komponenten gemeinsam, darunter
- ein Reservoire für die Farbe,
- eine Spritzpistole mit Düse
- einen Druckschlauch
- und einen Motor, der für den geforderten Druck sorgt.
Für alle Farbsprühgeräte gelten bestimmte Sicherheitsmaßnahmen. Dazu gehören ein Atemschutz, eine Brille und eine Bekleidung, die die gesamte Haut abdeckt.
Airless Farbspritzgerät
Airless-Farbsprühgeräte sind für eine Vielzahl von Lackierungen und Texturen geeignet
Airless, also luftlose Farbenspritzgeräte pressen den Lack mit einer elektrischen Pumpe durch die Düse des Spritzgeräts. Damit dies möglich ist, wird ein extrem hoher Druck aufgebaut. Dieser starke Überdruck und die Düse sorgen dafür, dass die Farbe kavitiert, also im System verwirbelt und schlussendlich als Sprühstrahl aus der Spritzpistole austritt. Dieser Farbstrahl besteht aus winzigen Tropfen, die sich auf die zu lackierende Oberfläche haften. Dort verschmelzen sie miteinander und bilden so einen gleichmäßigen Farbauftrag, der als geschlossene, glatte Schicht sichtbar wird. Nach dem Trocknen ist das Ergebnis ein glattes Finish, das bei Autolacken hochglänzend sein kann.
Für ein Airless-Farbsprühgerät sind eine Vielzahl von Düsen erhältlich, die für verschiedene Lackierungen oder Texturen geeignet sind:
- Holzbeize
- Lasuren
- Latexfarbe
- Grundierungen
- Rostschutzfarben
- Lacke
Generell ist bei der Verwendung von Farbspritzgeräten Vorsicht geboten, weil chemische Flüssigkeiten mit Druck verarbeitet werden. So auch bei Airless Sprühgeräten, denn der extrem hohe Druck kann die Farbe in die Haut injizieren. Auf diesem Weg ist die Freisetzung potenziell gefährlicher Toxine in den Blutkreislauf möglich. Außerdem ist ein Atemschutz wichtig. Ein Airless System erzeugt einen Farbstrahl und einen Sprühnebel. Dieser Nebel aus noch feineren Tröpfchen bleibt oft für einen längeren Zeitraum in der Umgebungsluft präsent. Ohne Atemschutz gelangt die Farbe beim Atmen in die Lungen und lagert sich hier auf den Bronchien ab, was in der Regel zu schweren Folgeerkrankungen führt. In meinem Heimwerker Report „Mit dem Farsprühgerät ohne Nebel lackieren“ erfährst Du mehr zu dem Thema.
Vorteile
Airless zieht die Farbe normalerweise direkt aus der Farbdose oder einem Eimer, weshalb kein separates Reservoire notwendig ist. Mit ein wenig Übung erzielst du leicht ein perfektes, professionell aussehendes Finish. Airless ist eine Arbeitsweise, die bei großflächigen Projekten wie Hauswänden oder Garagentoren besonders effektiv ist. Die Anschaffungskosten sind moderat, weshalb sich der Kauf eines Airless Farbsprühgerätes auch für den Privatgebrauch lohnt. Dieses luftlose Verfahren ermöglicht dir eine hohe Zeitersparnis. Obwohl viel abgeklebt und abgedeckt werden muss, lässt sich ein Anstrich in der Hälfte der Zeit erledigen, verglichen mit der Arbeitsweise mit Pinsel und Rolle.
Nachteile
Die durch die Düse gesprühten Tröpfchen haften nicht unbedingt alle an der gewünschten Oberfläche. Ein Teil der Farbe wird als Nebel vergeudet. Um den Verlust von 20 bis 40 Prozent möglichst gering zu halten, ist es wenig ratsam bei Wind einen Außenanstrich zu versuchen. Aber auch in Innenräumen müssen angrenzende Flächen und Gegenstände großzügig abgedeckt werden. Bei stärkeren Winden oder Windböen sollte die Arbeit mit diesem Farbsprühgerät unterbrochen werden. Es besteht die dringende Gefahr, dass Farbpartikel verweht werden und sich beispielsweise auf den Fenstern oder dem Auto des Nachbarn ablagern.
Je nach Vorhaben bietet sich ein anderes Farbsprühsystem an
Druckluftsprühgeräte – Farbsprühgeräte mit Druckluft via Kompressor
Druckluftsprühgeräte pressen den Lack mit Druckluft aus der Düse und sorgen für ein glattes, gleichmäßiges Finish. Druckluftsysteme sind überaus einfach zu bedienen und zu handhaben. Sie eignen sich daher perfekt für Anfänger und weniger begabte Malermeister.
Ein typisches Farbsprühsystem mit Druckluft umfasst einen Spritzpistolenaufsatz, einen Hochdruckschlauch, einen Kompressor und einen Entnahmebehälter.
Druckluftsysteme werden im Großformat mit Kompressor auf einem Rollwagen angeboten. Es sind von dienen Farbsprühgeräten aber auch sehr preiswerte Modelle im Handel, bei denen ein kleines Reservoire direkt an die Sprühpistole angebaut ist.
Vorteile
Für den Gartenzaun, Möbel oder andere kleinere Objekte ist das durckluftbetriebene Farbsprühgerät optimal. Zudem sind diese Geräte im DIY-Bereich bereits zum kleinen Preis erhältlich. Durckluftgeräte sind überdies kinderleicht zu bedienen.
Nachteile
Druckluftsprühgeräte verschwenden viel Farbe, weil der Sprühnebel deutlich größer als bei Airless ist. Alle Modelle benötigen einen Kompressor, der bei größeren Farbsprühgeräten zum Geräuschproblem werden kann.
HVLP Farbspritzgerät – Niederdruck Farbsprühgeräte
Dieses System verwendet ein konstantes Luftvolumen, um die Farbe von der Spitze der Pistole auf die gewünschte Oberfläche zu treiben. HVLP-Sprühgeräte sind beliebt, da der niedrigere Druck leichter zu kontrollieren ist. Außerdem sind die Sprühnebel sehr klein. Dadurch reduziert sich der Farbverlust beträchtlich und das entferntere Umfeld wird nicht mit Farbpartikeln überzogen.
Bei HVLP-Sprühgeräten ist der Druck einfacher zu kontrollieren
HVLP-Systeme werden vorzugsweise für dünnere Farben empfohlen und sind beispielsweise für Latexfarben nicht brauchbar. Ausnahme sind industrielle HVLP-Geräte, denn diese verarbeiten auch hoch viskose Flüssigkeiten. Allerdings sind diese Modelle in der Anschaffung sehr teuer und deshalb den Profis für den täglichen Gebrauch vorbehalten. Aber – es werden derartige Geräte zur tageweisen Miete angeboten.
HVLP-Sprühgeräte verwenden einen Kompressor oder eine Turbine, um die Farbe zu zerstäuben. Bei den meisten Modellen lässt sich der Druck und die Dichte des Sprays sehr präzise einstellen. Deshalb können problemlos auch empfindlichere Oberflächen lackiert werden. Außerdem sind diese Farbsprühgeräte beim Einsatz an ungewöhnlich geformten Objekten die erste Wahl und bei solchen mit vielen Ecken und Winkeln.
Vorteile
Im Vergleich zu einem Airless-Sprühsystem kostet ein HVLP-Farbsprühgerät erheblich weniger. Der niedrigere Druck macht HVLP perfekt für kleinere Innenarbeiten wie Türen und Nischen. Aufgrund der variablen Druckeinstellungen ist HVLP die vielseitigste Methode und viel sicherer zu verwenden, als die Systeme mit stärkerem Druck.
Nachteile
Die meisten HVLP-Systeme verarbeiten nur dünnere Farben. Dies ist beispielsweise perfekt für Holzbeizen und Grundierungen. Für Latex oder Glanzfarben sind Niederdruck Farbsprühgeräte wenig geeignet, es sei denn, du entscheidest dich für ein entsprechend teures Profigerät.
Der Schlussstrich
Steht ein Farbsprühgerät zum Kauf an, ist es wichtig festzulegen, bei welchen Arbeiten das System eingesetzt werden soll. Zudem sollten die eigenen Fähigkeit realistisch eingeschätzt werden. Zu beachten ist ebenso, welche Art von Farben zu verwenden sind. Auch sollten alle Farbsprühsysteme gereinigt werden, damit langfristig keine teuren Reperaturen oder sogar ein Totalausfall anstehen.
Hast du diese Fakten zusammen getragen, lässt sich einfach ermitteln, welches Verfahren für deine Vorhaben den größten Nutzen bietet. Erst dann kannst du dich für ein entsprechendes Gerät mit der passenden Technik entscheiden, wobei dir unser Test zu Farbsprühgeräten eine große Hilfe sein wird.
Weitere Informationen
Was ist und wofür wird Spritzspachtel genutzt?