Welche Farbe für Farbsprühgeräte
Mit Luftdruck betriebene Farbsprühsysteme, Airless sowie Niederdruck Farbsprühanlagen sind der Standard beim Streichen und Lackieren mit Gerät. Diese drei Technologien bieten unterschiedliche Vorteile aber auch einige Nachteile. Zu letzteren gehört, dass nicht jedes Farbsprühgerät alle Farben verarbeiten kann. Welche Arten von Farbe du in deinem Sprühgerät nutzen kannst, erkläre ich in diesem Handwerker-Report.
Farben für Sprühsysteme
Die drei dominierenden Farbsprühsysteme decken im Prinzip bereits alle gängigen Arten von Farbe ab. Für ein tadelloses Finish kann aber auch das optionale Zubehör entscheidend sein. Hier stehen vor allem die Düsen und nicht zuletzt die Spritzpistole im Fokus. Letztere kann dich vor kostspieligen Ausgaben bewahren, denn spezialisierte Spritzpistolen erlauben es dir Farben zu verarbeiten, für welche dein Farbsprühsystem eigentlich weniger geeignet ist.
Dazu gehören Spritzpistolen mit rotierenden Düsen, die vor allem zum Lackieren von Metalloberflächen entwickelt wurden. Die Vorteile liegen im deutlich sichtbar gleichmäßigeren Finish und im reduzierten Sprühnebel.
Niederdruck Farbsprühanlagen, auch HVLP Systeme genannt, werden in der Regel mit einer HVLP Spritzpistole ausgeliefert. HVLP steht für High Volume Low Pressure, also viel Farbe bei geringem Druck. Eine Alternative ist es, mit diesen Farbsprühgeräten eine LVLP Spritzpistole zu verwenden, also eine, die wenig Farbe bei geringem Druck ausstößt. Mit etwas Erfahrung beim Sprühlackieren kann diese Farbpistole auch an anderen Systemen angebaut werden, um zweckgebunden bessere Lackierergebnisse zu erhalten oder eine Farbe zu verarbeiten, die mit der Standardsprühpistole wenig befriedigende Resultate erzielt.
Generell ist es aber Fakt, dass die drei Sprühsysteme für bestimmte Farben konstruiert wurden. Welche Farben zu welchem System passen, ist kein Buch mit sieben Siegeln.
Mit Druckluft betriebene Farbsprühgeräte
Der Klassiker unter den Sprühsystemen ist das druckluftbetriebene Farbsprühgerät. Dieses besteht generell aus einem Kompressor, einem geschlossenen Reservoire, einem Druckschlauch und einer Spritzpistole.
Allerdings werden auch Handgeräte angeboten, bei denen ein Minikompressor in die Spritzpistole integriert wurde. Bei diesen Modellen ist der Farbbehälter an die Spritzpistole angebaut, meist hängend, aber auch über Kopf. Diese Kompaktfarbsprühgeräte sind für kleine Objekte gedacht, beispielsweise, wenn nur ein Stuhl oder ein Regal zu lasieren oder lackieren ist.
Fahrzeuglackierung mit Druckluft Farbsprühgeräten
Autotuner nutzen dieses Farbsprühsystem gerne, um separat kleinere Autoteile farblich neu zu gestalten. Das kann die Frontschürze sein, die Außenspiegel oder der Heckspoiler. Sollen aber eine Autotür oder die Motorhaube wegen Kratzern neu lackiert werden, sind Handgeräte weniger geeignet. Das Finish ist von seiner Qualität schlicht nicht gut genug. Außerdem muss die Arbeit wegen der kleinen Reservoirs immer wieder unterbrochen werden, um Farbe nachzufüllen, was für eine geschlossene Lackschicht unvorteilhaft ist.
Für solche Vorhaben sind aber die großen mit Druckluft betriebenen Lackiersysteme geeignet, die mit etwas Geschick eine tadellose Oberfläche kreieren. In meinem Heimwerker Report „DIY – Autolackierung mit einem Farbsprühsystem“ erfährst Du mehr zu dem Thema!
Metalllacke mit Druckluft verarbeiten
Auch Metall lässt sich mit einem Druckluftgerät lackieren. Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Bei senkrechten Flächen wie einem Garagentor werden gerne extrem schnell trocknende, auf Pflanzen- oder Mineralöl basierende Lacke verwendet. Da diese bereits im Farbsprühgerät mit Luft in Kontakt kommen, kann es insbesondere an heißen Tagen dazu kommen, dass die Lackierung weniger gut ausfällt oder sogar mißlingt. Mitunter trocknen diese Lacke bereits im Gerät an, bilden Klumpen oder verstopfen das System. Deshalb sind schnell trocknende Lacke mit besonderer Vorsicht in Druckluftgeräten zu verwenden und ohne Arbeitsunterbrechung zu verbrauchen.
Mit Druckluft Farbsprühgeräten beizen, lasieren und grundieren
Alle auf Wasserbasis hergestellten Farben lassen sich mit einem Farbsprühgerät mit Kompressor verarbeiten. Allerdings ist dies wenig empfehlenswert. Dieses System arbeitet mit einem dichten Spray nur dann, wenn die Düse zur Viskosität der Farbe passt und der Druck entsprechend hoch ist. Genau dann entsteht aber der Sprühnebel, also der zerstäubte Teil der Farbe, der verloren geht, weil er sich irgendwo ablagert. Bei sehr dünnen Farben ist dieser Sprühnebel extrem groß und kann im schlechtesten Fall zu einem Verlust von bis zu 70 Prozent der Farbe führen.
Mineralische Farben, Silikat und Latex mit Luftdruck sprühen
Nur weil an eine Sprühpistole ein Kompressor angeschlossen ist, bedeutet dies nicht, dass extrem viskose Farben wie Silikat oder Latex nicht verarbeitet werden können. Solange die Körnung der Farbe klein genug ist und die Farbe bis zur Spritzfähigkeit verdünnt werden kann, ist das Streichen mit Druckluft durchaus möglich. Allerdings auch sehr aufwendig, denn die Farbschichten bestehen dann vorzugsweise aus Wasser und wenigen Pigmenten. Deshalb müssen mehrere Schichten gespürt werden, um eine Deckung zu erreichen.
Niederdruck Farbsprühsysteme – HVLP
Mit einem HVLP-System lassen sich im Prinzip alle Farben exzellent verarbeiten, mit der Ausnahme von Silikat, Latex und anderen mineralischen Farben, wie der wässerigen Kalkfarbe. Grund dafür ist, dass der geringe Druck nicht ausreicht, um die relativ schweren Komponenten in diesen Farben ausreichend zu beschleunigen. Die winzige Körnung mit Mineralien, Kunststoffen oder Silikat treffen mit einer zu geringen Geschwindigkeit auf der zu streichenden Oberfläche ein. So kann sich keine geschlossene Farbschicht bilden, was den Anstrich im Ergebnis unansehnlich macht.
Dafür ist ein Niederdruckgerät ideal, um alle auf Wasser basierenden Farben zu verarbeiten. Und willst du dein Auto neu lackieren, beschert dir eine HVLP-Anlage in Kombination mit einer LVLP-Spritzpistole ein exzellentes Finish. Erfahre mehr über das Thema Leistung bei Farbsprühgeräten in meinem Heimwerker Report „Wie die Leistung eines Farbsprühgerätes das Lackierergebnis beeinflusst“
Übungskurs mit HVLP Farbsprühgeräten
Überdies sind Niederdrucksysteme das ideale Übungsgerät. Fülle eine Grundierung oder einen Primer ein und übe an einem Werkstück das Lackieren mit der Spritzpistole – ohne Farbe zu vergeuden und mit großem Feedback bei der Arbeit.
Airless mit Farben lackieren und streichen
Wer mit guten, sehr guten und exzellenten Ergebnissen beim Streichen und Lackieren rechnet, der ist bei allen Farben mit einem Airless Farbsprühgerät gut beraten. Allerdings gibt es beim Finish Unterschiede in der Qualität, abhängig von der verwendeten Farbe.
Mineralische Farben, Silikat und Latex airless streichen
Diese Gruppe von Farben ist die Domäne der Airless Systeme. Einen Raum in 15 Minuten inklusive Decke streichen; Das ist mit Airless Farbsprühgeräten problemlos möglich.
Allerdings beschweren sich mitunter Nutzer darüber, dass angeblich die Farbe abblättert. Fast immer wurde ein Kardinalfehler begangen. Prüfe vor dem Streichen mit einem Farbverdünner wie Aceton oder Terpentin, ob zuvor auf die Wand ein Latexanstrich aufgetragen wurde. Ist dies der Fall, muss diese Farbschicht entfernt werden. Bringst du trotzdem eine Silikatfarbe oder eine mineralische Variante auf, sorgen diese dafür, dass die Schicht Latex von der Wand fällt.
Mit Airless Farbsprüher viskose Farben verarbeiten
Generell sind die Arbeitsergebnisse mit einem Airless Farbsprühgerät besser, wenn du eine viskose Farbe verwendest. Das Finish bei einem Lack auf Wasserbasis wird nicht ganz den Glanz erreichen, wie es bei einem Lack auf Ölbasis möglich ist. Zudem ist Airless geradezu prädestiniert dazu, schnell trocknende Farben oder solche mit einem zugesetzten Härter zu verarbeiten. Da unter Ausschluss von Luft gearbeitet wird, beginnt der Prozess der Trocknung oder Aushärtung erst, wenn die Farbe das Gerät, sprich die Düse verlassen hat. Dies sind die optimalen Voraussetzungen, um mit derartigen Spezialfarben ein perfektes Finish zu erzeugen.
Schlusspunkt zum Thema Farben Sprühlackieren
Es ist keine Wissenschaft, welche Farbe in welchem Farbsprühsystem die besten Ergebnisse liefert. Sogar Speziallacke lassen sich verarbeiten und dies allemal besser und schneller, als mit Pinsel oder Rolle möglich. Im Privatbereich ziehst du den größten Nutzen beim Kauf eines Airless Farbsprühgerätes, so zumindest meine Erfahrung. Willst du als Autotuner auch Fahrzeuglackierungen ausführen, bist du mit dem Kauf eines Niederdruck Farbsprühsystems auf dem richtigen Weg. Sind es nur kleine Objekte, die einen neuen Anstrich benötigen, dann kann man den Farbverlust außer Acht lassen und mit Druckluft lackieren. Diese Arbeitsweise wird zumeist von den Heimwerkern bevorzugt, die bereits einen eigenen, leistungsstarken Kompressor besitzen. In meinem Farbsprühgeräte Test habe ich mehrere Modelle für dich verglichen, damit Du anhand geeignet Kriterien entscheiden kannst, was für sich sinnvoll ist.