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Mit dem Farbsprühgerät ohne Nebel lackieren – geht das?    

Liefert das Farbsprühgerät nicht nur einen Farbstrahl sondern auch einen feinen Nebel, wird der insbesondere beim Lackieren von Autos, Möbeln und im Modellbau zum Ärgernis. Dabei lassen sich unerwünschte Sprühnebel zumindest weitgehend vermeiden, je nach Anwendung und Farbe. Unerwünscht deshalb, weil bei einigen Lackierarten der Sprühnebel durchaus erwünscht, geradezu notwendig ist, beispielsweise, willst du einen Farbverlauf kreieren. Welche Fehler bei der Lackierung mit einem Farbsprühsystem die Bildung von Lacknebeln auslösen und wie du Spritznebel verhindern oder provozieren kannst, erkläre ich in diesem Artikel. Mehr zu den verschiedenen Farbsprühgeräten in unserem Test.

Gefährlichkeit von Lacknebel

 

Sprühnebel sind ein Ärgernis und mitunter eine Gefahr 

Selbst wenn bei der Renovierung Dispersionsfarben oder solche auf Wasserbasis in einem Farbsprühgerät verwendet werden, kann sich ein Sprühnebel bilden. Das gilt ebenso für Lasuren oder wenn beispielsweise Gartenmöbel geölt werden sollen. In diesen Fällen ist der Farbnebel lediglich ärgerlich, weil er zumeist Gegenstände bedeckt, die eigentlich nicht gestrichen werden sollten. Ganz anders, sollen metallische Flächen lackiert werden oder es soll beispielsweise im Modellbau eine Hochglanzfläche durch eine Sprühlackierung entstehen. Legt sich ein Lackiernebel auf die Teile, kann dies die gesamte Arbeit ruinieren. 

Die Gefährlichkeit von Lacknebeln wird generell unterschätzt

Viel schlimmer ist aber, dass Sprühnebel überaus gefährlich werden können. Insbesondere bei Billigfarben kommt es vor, dass sich durch einen Sprühnebel in Verbindung mit der Umgebungsluft ein hoch explosives Gemisch bilden kann. Durch qualitativ weniger gute Verdünnungsmittel (bereits in der Farbe enthalten oder manuell beigemischt) ist der Flammpunkt, die Entzündungstemperatur deutlich abgesenkt. Es reicht mitunter eine heiße Glühlampe oder das Einschalten eines Stromverbrauchers, um dieses Gemisch zu entzünden. 

Das kann in einem ungünstigen Fall katastrophale Folgen nach sich ziehen, die mit der verheerenden Wirkung der berüchtigten Mehlstaubexplosion vergleichbar sind. Aus diesem Grund solltest du beim Lackieren mit einem Farbsprühsystem immer versucht sein, Sprühnebel schon aus Sicherheitsgründen soweit als möglich zu unterbinden. Das beginnt mit der Verwendung von qualitativ hochwertigen Farben und Verdünnern für dein Farbsprühgerät, aber auch mit dem Tragen einer Schutzkleidung, durch die alle Körperstellen, die Augen und die Atemorgane geschützt werden.

 

Fehler beim Lackieren die zu Sprühnebelbildung führen 

Die Liste möglicher Fehler als Ursache für die Bildung eines Spritznebels ist recht lang. Es ist zudem möglich, dass mehr als ein Fakt Ursache für diese unerwünschte Nebenwirkung ist. Vernebelt dein Farbsprühgerät die Luft, gehe die einzelnen Punkte bis zum Ende durch. Dann sollte der Sprühnebel aus der Spritzpistole verschwunden oder auf ein erträgliches Maß reduziert sein. 

1. Wind 

Wird unter freiem Himmel lackiert, beispielsweise das Garagentor oder der Gartenzaun, dann sollte der Zeitpunkt immer von der Witterung abhängig gemacht werden. Regen ist ebenso kontraproduktiv, wie es Wind ist. Die feinen Tropfen Farbe aus deinem Sprühgerät werden vom Wind erfasst, verwirbelt und in einen nebelartigen Niederschlag verwandelt. Der kann sich noch bis zu 15 Meter entfernt vom Arbeitsplatz deutlich sichtbar ablagern und Pflanzen, aber auch die Hausfassade, das Fensterglas oder den teuren Wagen vom Nachbarn bedecken. 

2. Ungenügendes oder falsches Abkleben  

Selbst erfahrenen Lackierern unterläuft dieser Fehler häufig. Das zu lackierende Objekt wird ungenügend abgedeckt. Oftmals wird das Abdeckband parallel geklebt, wobei ein winziger, kaum sichtbarer Spalt nachbleibt. Oder das Abdeckband ist zu schmal. In beiden Fällen kann sich der Sprühnebel aus dem Farbsprühsystem ablagern. Mitunter gerät eine Nebelschwade sogar unter das zu schmale Band und die damit befestigte Abdeckfolie, was beim Auto ganze Karosserieteile mit einem Perlenmuster überziehen kann. Das Abkleben und Abdecken ist ein lästiger Job, der gerne vernachlässigt wird. Aber nur wenn du diese Vorbereitung sorgfältig durchführst, kannst du dich hinterher über ein tadelloses Lackierergebnis freuen. 

3. Unzureichende oder keine Entlüftung   

Gerade beim DIY-Lackieren mit einem Farbspritzsystem scheitert das Vorhaben, weil keine Abluftanlage vorhanden ist. Ein klein wenig Farbnebel bildet sich fast immer, wird die Farbpistole oder eine Spraydose mit Farbe benutzt. Dieser hauchfeine Nebel ist derart leicht, dass er sich nicht direkt niederschlägt, sondern in der Raumluft anreichert. Erst später legt er sich auf die frisch lackierte Oberfläche, die sich anschließend anfühlt, als habe jemand Sand darauf gestreut. Es ist wichtig, für eine ausreichende, für eine kraftvolle Entlüftung zu sorgen. Genau wie für die Staubfreiheit des Arbeitsraumes. Mitunter kommt es vor, dass sich ein vermeintlicher Sprühnebel beim genauen Hinsehen als Staub aus der Luft herausstellt. 

4. Falsche Spritzviskosität

Für die Nutzung in einem Farbsprühgerät muss die Farbe verdünnt werden. Um die richtige Mischung zu finden, ist ein wenig Erfahrung notwendig. Ist die angemischte Farbe zu dünnflüssig, bildet sich schnell ein Spritznebel. Der lässt sich in der Regel auch nicht beseitigen, wechselst du die Düse der Spritzpistole oder veränderst den Sprühdruck. Deshalb ist es insbesondere für Neulinge beim Lackieren mit einem Farbsprühgerät eine gute Empfehlung, die Farbe schrittweise zu verdünnen. Die jeweils angerührte und verdünnte Farbe wird bei einem Test auf ein Probestück aufgetragen. So siehst du auf Anhieb, ob die Farbe ausreichend deckt und ob sich ein Lacknebel bildet. 

5. Zu kurzer Härter 

Vor allem bei modernen Hochleistungsfarben muss der Härter kurz vor dem Lackieren mit dem Farbsprühgerät beigegeben werden. Dabei ist darauf zu achten, dass dir die Trockenzeit des Härters ausreichend Zeit lässt, die Lackierung durchzuführen. Härten feinste Tröpfchen des Lacks bereits in der Luft aus, legen sich diese als Nebel auf die zu lackierende Oberfläche. Diese kann dann den Overspray nicht mehr aufnehmen, also die nächste hauchdünne Lackschicht. In der Folge erhältst du einen Lack, der sich porig oder wie Sandpapier anfühlt. 

6. Auftragsdruck zu hoch

Auch erfahrene Lackierer sprühen mit einem Farbspritzgerät zuerst auf einem Testobjekt, bevor das Werkstück sprühlackiert wird. Dieser Arbeitsschritt ist wichtig, denn nur so lassen sich der Sprühdruck und der Durchlass der Düse perfekt einstellen. Ist der Sprühdruck zu hoch, erzeugt die Düse zu kleine Farbtropfen, was in der Regel einen dichten, wolkenartigen Nebel ergibt. 

7. Fehler bei der Handhabung der Sprühpistole 

Vor allem weniger erfahrene Lackierer wollen eine möglichst gleichmäßige Lackschicht dadurch erreichen, dass sie einen zu großen Abstand zum Auftragen der Farbe wählen. Je weiter du von deinem Werkstück entfernt bist, desto feiner werden die Farbtropfen, denn diese werden durch die Luftreibung verwirbelt und weiter zerstäubt. Deshalb solltest du einen ungefähren Abstand von 30 bis 40 Zentimetern nicht überschreiten. Außerdem haben unerfahrene Lackierer häufig Angst davor, dass sie beim Lackieren mit dem Farbsprühsystem Laufnasen verursachen. Deshalb bewegen sie die Spritzpistole nicht gleichmäßig und langsam, sondern oftmals viel zu schnell, was die Bildung eines Sprühnebels begünstigt. 

8. Falsche Konfiguration des Farbsprühgerätes

Es ist nicht nur der Sprühdruck, der für das Erzeugen eines Sprühnebels verantwortlich sein kann. Alle Komponenten eines Farbsprühsystems haben einen Einfluss darauf, in welcher Konsistenz der Farbstrahl aus der Sprühpistole tritt. 

  • Schlecht gereinigtes Farbsprühsystem
    Ein unzureichend gereinigtes Farbsprühsystem, in dem sich Farbpartikel abgelagert haben, kann eine Ursache für einen Farbnebel sein. Die Ablagerungen sorgen zusammen mit dem Druck im System dafür, dass die Farbe bereits auf dem Weg zur Düse verwirbelt wird. Diese aufgewirbelte Farbe wird von der Düse weiter zerstäubt, was zu einem Lacknebel führen kann.
     
  • Zu großer Förderschlauch
    Ich hatte zuvor ein Zimmer mit Dispersionsfarbe mit meinem Farbsprühgerät gestrichen. Irrtümlich vergaß ich, denn erheblich dickeren Schlauch auszutauschen, bevor ich das Garagentor lackierte. In der Folge wurde durch das große Volumen im Schlauch der dünnflüssige Lack aufgewirbelt, was zu einem dichten Sprühnebel geführt hat.
  • Falsche Düse
    Ähnlich verhält es sich mit der Düse in der Spritzpistole. Diese darf bei den verhältnismäßig dünnen Lacken keinesfalls so groß sein wie die Düse, die du für Dispersionsfarben verwendest. Auch die manuelle Einstellung an der Düse reicht dann nicht mehr aus, um einen brauchbaren Farbstrahl zu erzeugen. Es wird sich immer ein Sprühnebel bilden. Oder die Sprühpistole beginnt damit, unkontrolliert große Farbtropfen zu spucken, was ebenso unerwünscht ist.
  • Sprühpistole defekt
    Es kommt eher selten vor, aber es kann passieren, dass die Dichtungen vom Hebel der Spritzpistole nicht mehr vollständig abdichten. Dann zieht die Spritzpistole Nebenluft, was ebenso zur Ausbildung eines Lacknebels führen kann.
  • Falsches Sprühsystem
    Hast du ein Standard-Sprühsystem gekauft, wohlmöglich ein gebrauchtes, älteres Modell, dann kann sich dies als Fehlkauf erweisen. Moderne Farben werden so konzipiert, dass sie in einem Airless-Sprühsystem perfekt verarbeitet werden können. Bei herkömmlichen Geräten wird zur Erzeugung des Farbstrahls zu viel Luft beigemischt. Darauf sind diese modernen Farben nicht abgestimmt. Folglich entsteht kein Farbstrahl, sondern ein meist sehr dichter Farbnebel. Dieser lässt sich selten mit der Veränderung des Auftragsdrucks oder einer anderen Düse beseitigen. Einziger Weg und für das Farbsprühen generell meine Empfehlung, ist der Kauf eines Airless-Farbsprühsystems. Diese Geräte verwenden deutlich weniger Luft, denn die Farbe selbst wird unter Druck gesetzt. So wird bereits in der Basis die Bildung von Nebeln weitgehend unterbunden.

Sprühnebel erzeugen

 

Lackierkunst – Sprühnebel bewusst erzeugen

Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall. So ein deutsches Sprichwort, das gut die Situation beschreibt. So verhasst ein Lacknebel bei Lackierern auch ist, manchmal geht es nicht ohne. Willst du einen Farbverlauf auf einem Objekt kreieren, beispielsweise von Gelb über Orange bis zum leuchtenden Rot, dann kommst du ohne Nebelbildung nur zu mittelmäßigen Ergebnissen. 

Nimm bewusst eine zu dünne Düse und erhöhe den Druck im Farbsprühgerät um rund 25 Prozent. Reicht dies nicht aus, kannst du die Farbe etwas mehr verdünnen. Dann sollte aus der Spritzpistole kein Farbstrahl mehr austreten. Stattdessen erzeugt das System einen dichten Lacknebel. Diesen trägst du auf das Werkstück auf. In kleinen Stufen wird nun der Farbton von Gelb Richtung Rot verändert. Durch das Auftragen in Stufen entsteht ein Farbverlauf, weil Partikel des zuvor aufgebrachten Farbtons durch die Deckschicht scheinen. Es ist quasi eine halbtransparente Lackierung entstanden, die sich mit einem soliden Farbstrahl nicht herstellen lässt. 

Kleinere Sprühnebel entfernen     

Ist es doch passiert und es hat sich ein feiner Sprühnebel auf einem begrenzten Bereich abgelagert, heißt es für dich; Geduld bewahren. Erst wenn der Lack vollständig ausgehärtet ist, also nach rund einer Woche, kannst du versuchen die feinen Farbperlen beizupolieren. Wie du dies am besten bewerkstelligen kannst, habe ich bereits in den Artikeln Exzenter Poliermaschinen – Vorteile, Stärken und Schwächen sowie Welche Aufsätze für Poliermaschinen gibt es und wofür… ausführlich beschrieben.