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Schweißgeräte richtig einstellen und einrichten

Manche Schweißverfahren sind kinderleicht und führen schnell zum Erfolg. Allerdings ist es nicht immer so simpel, das Schweißgerät richtig einzustellen. Du kannst dich auf dieser Webseite übrigens auch über die Unterschiede Zwischen dem MIG und dem MAG Schweißverfahren informieren.       

Du hast dich dazu entschieden ein neues Schweißgerät zu kaufen, hast vielleicht sogar einen Heimwerker-Kurs „Schweißen“ absolviert und deine erste Schweißnaht zerfällt beim bloßen Ansehen? Oder es entsteht keine Schweißnaht, weil sich kein Lichtbogen aufbaut oder du hast das Werkstück glatt weggeschmolzen? 

Schweißgerät einstellen

Diese Folgen haben fast immer nichts mit deinem Talent als Schweißer zu tun. In der Regel ist das Schweißgerät falsch eingestellt. Worauf du beim Setup der Schweißgeräte für MIG, MAG, TIG, WIG und Co. achten solltest, erkläre ich dir in diesem Ratgeber zum Thema „Schweißgerät richtig einstellen und einrichten“. In einem anderen Artikel, zeigte ich dir übrigens, welche Schweißverfahren auch für Hobbyhandwerker bestens geeignet sind.

Einstellen und Einrichten eines Schweißgerätes: Die Grundregeln 

Es gibt verschiedenste Tabellen, die dir dabei helfen dein Schweißgerät korrekt einzustellen. In der Regel sind diese Einstellhilfen auch in der Bedienungsanleitung deines Schweißgerätes aufgeführt. Obwohl dann diese Tabelle direkt vom Hersteller kommt, ist diese kein Gesetzbuch. Die Angaben sind lediglich ein Anhalt und können von einem Gerät zum anderen leicht variieren. Zudem gibt es einige Faktoren, die die ideale Einstellung am Schweißgerät beeinflussen. Soll heißen, du wirst bei der Nutzung der Schweißstation immer dann die Einstellungen verändern, wenn du ein neues Projekt beginnst. Mit der Zeit sammelst du deine Erfahrungen und es wird dir leicht fallen, ein paar Parameter zu verändern, um ein optimales Ergebnis beim Schweißen zu erhalten. 

  • Stärke des zu schweißenden Materials. Sollen unterschiedlich dicke Werkstoffe verbunden werden, ist immer das stärkere Material als Richtwert zu setzen. 
  • Art des Werkstoffes; also Stähle, Aluminium, Eisen, Legierungen etc.
  • Bedingt die Umgebungstemperatur. Es ist in der Tat ein kleiner Unterschied, ob du in deiner Hobby-Werkstatt bei 20° Celsius arbeitest, oder im Winter bei kräftigen Minustemperaturen das Gehäuse der Schneefräse reparieren willst. 
  • Die Stärke der verwendeten Elektrode oder des Schweißdrahtes.
  • Aus welchem Material besteht die Elektrode oder der Schweißdraht, bzw. mit welchem Flussmittel wird geschweißt. 
  • Wechselstrom oder Gleichspannung.
  • Mit oder ohne Schutzgas und wenn mit, dann mit welchem Gas. 
  • Die Art der erforderlichen Naht; Wanne, Steignaht, Quernaht oder eine klassische Kehlnaht.
  • Wird beim Schweißen lediglich verbunden oder muss auch aufgefüllt werden. 

All diese vorgenannten Faktoren beeinflussen die Einstellung am Schweißgerät. Auf den ersten Blick mag dies verwirrend wirken, aber bereits nach kurzer Zeit wirst du ein Gespür für das individuell richtige Setup des Schweißgerätes entwickeln.

Tipp: Insbesondere beim Schweißen mit Stabelektroden, aber auch beim Arbeiten von der Drahtrolle solltest du unbedingt die Angaben des Herstellers sorgfältig lesen. Ist die Umverpackung bereits mit dem Müll entsorgt worden, findest du auf den Rollen und auf den Elektroden einen Code aufgedruckt. Damit lässt sich leicht online feststellen, welche Einstellungen fürs Schweißen vom Hersteller empfohlen werden. 

Schweißgeräte für Stabelektroden einstellen

Stabschweißgeräte eignen sich am besten für dickere Metalle. Dünne Bleche können mit der Stabelektrode geschweißt werden, aber häufig werden Löcher ins Material gebrannt oder die Verbindung hält nicht lange. Dafür sind Schweißgeräte für Stabelektroden eine gute Wahl, willst du Baustahl verarbeiten, robuste landwirtschaftliche Geräte wie Traktoren reparieren, Schiffe bauen, ein Kraftwerk oder Rohre schweißen. Außerdem kannst du dich auf dieser Webseite ausführlich darüber informieren, wie ein Elektroschweißgerät funktioniert.

Schweißgeräte für Stabelektroden

Mit dem Schweißgerät für Stabelektroden können  folgende Materialien geschweißt werden: 

  • Stahl
  • Rostfreier Stahl
  • Legierungen auf Nickelbasis
  • Chrom
  • Edelstahl mit normalem Stahl verbinden
  • Aluminium, wobei hier gesagt werden muss, dass dieses Verfahren nicht die beste Wahl ist, aber die Stabelektrode kann diesen Job erledigen. 

Als Anhalt hier die Richtwerte für die einzustellende Leistung am Schweißgerät, aufgelistet nach der Stärke der verwendeten Elektrode:

 

Durchmesser der Elektrode Gleichstrom in Ampere Wechselstrom in Ampere
Wolfram Mit Oxiden versetztes Wolfram Mit Oxiden versetztes Wolfram Mit Oxiden versetztes Wolfram
1,0 mm 10 – 75 A 10 – 75 A 15 – 55 A 15 – 70 A
1,6 mm 60 – 150 A 60 – 150 A 45 – 90 A 60 – 125 A
2,4 mm 120 – 240 A 150 – 250 A 80- 140 A 120 – 200 A
3,2 mm 160 – 310 A 225 – 330 A 150 – 190 A 150 – 250 A
4,0 mm 275 – 450 A 350 – 480 A 180 – 260 A 240 – 350 A
5,0 mm 400 – 600 A 500 – 650 A 240 – 350 A 330 – 450 A

 

Der erste Schritt bei der Einrichtung des Schweißgeräts ist die Auswahl einer für dein Vorhaben geeigneten Elektrode. Hast du dich entschieden, stellst du die Polarität gemäß den Empfehlungen des Herstellers ein. Außerdem kannst du an der Tabelle erkennen, wie viel Ampere circa benötigt werden, um deinen Werkstoff zu schweißen.

Achtung: Um die Feineinstellung vorzunehmen, benötigst du Altmetall, welches in Art und Stärke etwa dem zu schweißenden Werkstoff entspricht. Daran testest du die bestehende Einstellung und veränderst die Stromstärke so lange, bis die Schweißnaht zufriedenstellend ist. Dies gilt im übertragenen Sinne für alle Schweißarten, denn das Probeschweißen ist schlicht unerlässlich. 

Um dies an einem Beispiel deutlicher zu machen… 

Nimm ein Stück Alufolie, gebe einen Tropfen Wasser darauf und halte ein brennendes Streichholz darunter. Resultat: Das Wasser beginnt zu sieden.

Nehme eine Gusseisenpfanne, gebe einen Tropfen Wasser hinein und halte wieder ein brennendes Streichholz darunter. Resultat: Es passiert nichts. 

Ähnlich verhält es sich beim Schweißen, wo ausreichend Energie zugeführt werden muss, damit der Prozess in Gange gesetzt wird.    

Mit etwas Erfahrung wirst du dein Schweißgerät über das knisternde Geräusch der Elektrode einstellen. Diese sollte so viel Energie erhalten, dass sie reibungslos schmilzt ohne zu kleben. Aber nicht so viel Ampere, dass die Elektrode sich kirschrot verfärbt.  

MIG-Schweißmaschinen zum Schweißen einrichten

Im ersten Schritt stehen wieder die Grundregeln im Fokus, also die Fragen nach dem Material, seiner Stärke usw. 

Diese Punkte solltest du mit Sorgfalt abhandeln, denn der größte Teil der Schweißqualität hängt von der Einstellung des MIG-Schweißgerätes und der richtigen Vorbereitung ab.

MIG-Schweißmaschinen einstellen

Die Art des Metalls, das geschweißt wird, hat einen großen Einfluss auf die Maschineneinstellung, die Elektroden und die Gase, die verwendet werden. Unterschiedliche Metalle haben unterschiedliche Schmelztemperaturen und halten diese Wärme unterschiedlich lange. Wenn du dein MIG-Schweißgerät einrichtest, musst du genau wissen, welche Art von Metall zu schweißen ist. Es gibt keine Einstellung am Schweißgerät, die für jeden Metalltyp geeignet ist. Die drei am häufigsten MIG-geschweißten Metalle sind:

  • Kohlenstoffstähle – allgemein als A 36 bezeichnet
  • Legierungen auf Edelstahlbasis 
  • solche auf Nickelbasis
  • Aluminium (informiere dich hier allgemein über das Schweißen von Aluminium
  • Nichteisenmetalle

Achtung: Die größte Gefahr beim Einstellen des Schweißgerätes ist, die verwendete Leistung zu niedrig festzulegen. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Schweißqualität aus. 

Das wird an einem Beispiels aus der Vergangenheit deutlicher: Beim Bau von Kernkraftwerken ist das MIG-Schweißen nahezu verboten. Im Prinzip ist es nur dann erlaubt, wenn die Möglichkeit besteht, die Schweißnähte zu röntgen und dies auch getan wird. Diese Beschränkung wurde erlassen, weil es in der Vergangenheit Schweißer gab, die nicht genügend Wärme verwendeten. Die Schweißverbindungen drangen nicht ins Material ein. Haken bei der Sache ist, dass die Schweißnaht trotzdem optisch gut aussieht. Oft reichten aber bereits ein paar leichte Schläge mit dem Hammer, um die Verbindung zu zerstören.

Werkstoff gründlich reinigen

Ein Schweißgerät funktioniert nur dann richtig, wenn dieses ordnungsgemäß eingerichtet wurde und eine ideale Verbindung hergestellt werden kann. Dazu gehört auch, dass das Werkstück von Rost, Farbe, Ölen und Schmutz befreit wird. Dies geschieht aus drei Gründen:

  • Eine saubere Verbindung erzeugt eine saubere Schweißnaht.
  • Die Maschineneinstellungen zwischen verschmutzten und sauberen Verbindungen variieren erheblich.
  • Bei einem nicht vorbereiteten Werkstück fliegen massenhaft Funken, teilweise sogar kleine brennende Bälle. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Verbrennung erleidest oder beim Schweißen versehentlich ein Feuer entzündest.

Wahl von Gas und Elektrode

Ein wesentlicher Teil der Einrichtung eines Schweißgeräts entfällt auf die Auswahl des richtigen Gases und Fülldrahtes, bzw. der richtigen Elektrode. Die drei am häufigsten verwendeten Gas / Elektroden-Kombinationen sind:

  • Kohlenstoffstahl – ER70-Elektrode mit einem C25-Gas aus 75% Argon und 25% Kohlendioxid.
  • Edelstahl – ER308L mit einem C2-Gas aus 98% Argon und 2% Kohlendioxid.
  • Aluminium – ER4043 mit 100% Argongas.

Das MIG-Schweißgerät einstellen

Es gibt drei Steuerungen, die du am MIG-Schweißgerät einstellen kannst. Übrigens gilt dies auch für MAG sowie GMAW. 

  • Stromstärke
  • Drahtvorschubgeschwindigkeit
  • Gasdurchfluss

Diese drei Einstellungen steuern die Temperatur der Schweißnaht und abhängig vom verwendeten Gas auch die Übertragungsart. 

Bei modernen Schweißgeräten müssen die Drahtvorschubgeschwindigkeit und die Stromstärke nichtmehr eingestellt werden. Stattdessen wird einfach die Stärke und Art des zu schweißenden Materials eingegeben. Das Schweißgerät liefert dann eine optimale Stromstärke und fördert den Draht in der passenden Geschwindigkeit. Allerdings musst du noch immer den Gasstrom festlegen. 

Der in der Regel verwendete Spannungstyp weist für die Elektrode den positiven Pol aus. Dies bedeutet, dass der Griff die positive Seite des Stromkreises ist. Demnach fließt der Strom vom Werkstück in den Schweißgriff. Diese Einstellung ändert sich fast nie. Musst du sie bei besonderen Schweißverfahren ändern, schraube die internen Kabel ab und vertausche diese.

Drahtvorschubgeschwindigkeit

Die Drahtvorschubgeschwindigkeit regelt, wie schnell der Draht in die Schweißverbindung eingeführt wird. Die Drahtvorschubgeschwindigkeit dient auch dem Zweck der Regulierung der Stromstärke. Beim Stab- oder WIG-Schweißen ist die Haupteinstellung die Stromstärke. Dort ist es die Spannung, die abhängig von der Lichtbogenlänge schwankt. Bei MIG bleibt die Spannungseinstellung gleich, aber die Stromstärke ändert sich abhängig von der Drahtvorschubgeschwindigkeit und dem Elektrodenüberstand. 

Merke: Je schneller der Draht in die Verbindung eingeführt wird, desto besser ist der Kontakt. Je besser der Kontakt ist, um so mehr Strom wird durch den Draht geleitet und desto höher ist die Wärme.

Gas und dessen Durchfluss bestimmen

Außerdem helfen der Gastyp und der Gasdurchsatz bei der Regulierung der Hitze. Ein hoher Prozentsatz an Argon oder Helium erzeugt einen heißeren Lichtbogen. Das Hauptziel der Gaseinstellung besteht aber darin, genügend Gas bereitzustellen, um den Schweißbereich vor Luft zu schützen. Dabei ist generell anzumerken, dass in geschlossenen Räumen der Gasdurchfluss generell langsamer ist als unter freiem Himmel, selbst wenn nur eine leichte Brise weht. Wie schnell das Gas strömen muss, ist ein Experiment. D.h.: Du musst es ausprobieren, bis zu die richtige Einstellung gefunden hast. 

Richtwerte für MIG-Schweißgeräte 

Hier die groben Richtwerte bei MIG, MAG und GMAW, bezogen auf Stromstärke und Blechdicke:

Stromstärke in Ampere Stahl Edelstahl Aluminium
160 A 0,5 – 3,0 mm 1,0 – 3,0 mm 1,5 – 3,0 mm
180 A 0,5 – 4,0 mm 1,0 – 4,0 mm 1,5 – 4,0 mm
200 A 0,5 – 6,0 mm 1,0 – 5,0 mm 1,5 – 5,0 mm
250 A 0,5 – 8,0 mm 1,0 – 8,0 mm 1,5 – 6,0 mm
250 A bei Schweißgeräten
mit 2- oder 4-Rollenantrieb
0,5 – 8,0 mm 1,0 – 10,0 mm 1,5 – 8,0 mm
300 A 0,8 – 12,0 mm 1,0 – 10,0 mm 1,5 – 10,0 mm
400 A mit Wasserkühlung 0,8 – 20,0 mm 1,0 – 15,0 mm 1,5 – 10,0 mm

Schlussgedanken zum Einrichten und Einstellen von Schweißgeräten 

Die Schweißtiefe muss stimmen, damit die Naht auch tatsächlich haltbar ist. Sieht die Schweißnaht obendrein ansehnlich aus, um so besser. Um bis hierher zu kommen, musst du üben und praktische Erfahrung sammeln. Dann kannst du auch ein Schweißgerät nach Gehör einstellen, nur am knisternden Geräusch des Lichtbogens. Probiere es aus. Du wirst schnell feststellen, was so kompliziert aussieht, ist in der Praxis nach wenigen Stunden Arbeit mit einem gut eingestellten Schweißgerät ein handwerklicher Spaß, der zu neuen Projekten anstiftet. Alles wissenswerte zum Thema Schweißen findest Du in einer ausführlichen Schweißen-Übersicht. Ebenso solltest Du dich vorab mit den Sicherheitsmaßnahmen beim Schweißen vertraut machen.