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Schweißen – Sicherheit und Deine Gesundheit

Beim Schweißen ist die persönliche Sicherheit keine Wahl, sondern hat als unbedingtes Muss Vorrang vor allen anderen Belangen. Dabei geht es nicht nur um die Unfallverhütung, sondern auch um den Schutz vor Schweißdämpfen.

Auch wenn du die Schweißbrille nur gelegentlich aufsetzt und lediglich kleine Arbeiten mit dem Schweißgerät erledigst: Ein Unfall ist kein Einzelgänger – immer wird von jemandem etwas getan, damit er geschehen kann.

Die Problematik beim Schweißen ist, dass Routiniers Sicherheitsregeln aus Bequemlichkeit, manchmal auch aus Überheblichkeit außer Acht lassen. Und wer nicht täglich das Schweißgerät einschaltet, der vergißt oftmals die Sicherheitsbestimmungen, zumindest eine davon. Beweise für diese Behauptungen finden sich in der Unfallstatistik. Bei 97 % aller Schweißunfälle in 2020 wurden die geltenden Sicherheitsregeln umgangen oder missachtet. Nur 3 % der Unfälle beim Schweißen wurden von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) in der Kategorie Höhere Gewalt eingestuft.

Schweißen Sicherheitsmaßnahmen

Geltende Sicherheitsbestimmungen beim Schweißen sollten unbedingt beachtet werden. Das Umgehen oder Missachten von Sicherheitsregeln ist der Hauptgrund für die meisten Schweißunfällen.

 

Ist Schweißen gefährlicher als andere Metallarbeiten?

Rein von den Zahlen her ist das Schweißen nicht gefährlicher als Arbeiten an der Drehbank, mit einer Säge oder mit einer Poliermaschine. Allerdings hat die technische Entwicklung in den letzten Jahren gerade bei Schweißgeräten einen kräftigen Sprung gemacht. Inzwischen werden Schweißgeräte in der Größe eines Toasters hergestellt, die die gewaltige Leistung einer professionellen Schweißanlage in einer Werft oder im Maschinenbau bieten. In der Folge sind moderne Schweißgeräte einfacher zu bedienen und leichter zu handhaben, was die Sicherheit erhöht. Auch dies lässt sich im Jahresbericht der BGHM nachlesen. 2019 sank die Zahl der Arbeitsunfälle je eine Millionen Arbeitsstunden im Vergleich zu 2018 um 4,1 % von 22,07 auf 21,16.

Haken an dieser Sachlage ist: Kommt es trotz der verbesserten Sicherheitsbedingungen zum Schweißunfall, sind die Folgen oftmals gravierender als es zuvor üblich war. Auch dies kannst du bei der BGHM nachlesen. Dort heißt es im Jahresbericht 2020, dass die Zahl der Empfänger einer Unfallrente um 5,2 % gestiegen ist. Die Zahl der Arbeitsunfälle mit tödlichem Ausgang stieg im gleichen Zeitraum um 12,8 %. Die Gesamtzahl derjenigen, die durch einen Unfall oder eine Berufserkrankung verstarben, erhöhte sich sogar um 19,6 %.

 

Kann Schweißen krank machen?

Werden die vorgegebenen Sicherheitsstandards nicht eingehalten, kann Schweißen mitunter krank machen. Das trifft aber ebenso auf andere Berufe zu, beispielsweise auf den Lackierer, den Bauarbeiter wegen des Zementstaubs und sogar auf den Job als Bademeister, wegen der Chlordämpfe aus dem Schwimmbecken.

Andererseits bewirken moderne Schweißgeräte wegen ihrer hohen Leistung eine stärke Ausbildung von Schweißdämpfen – verstärkt durch verfeinerte Schweißmittel. Und durch immer neue Metallmischungen sowie Legierungen, in denen nicht unbedingt ausschließlich metallische Bestandteile enthalten sein müssen.

Schweißrauch neu bewertet

Schweißrauch

Schweißrauch ist für Menschen krebserregend. Aus diesem Grund hat der Atemschutz beim Schweißen einen enorm hohen Stellenwert.

In der Folge hat die Internationale Krebsagentur (IARC) den Schweißrauch neu bewertet. Bisher galt Schweißrauch als möglicherweise krebserregend, seit Januar 2021 ist er unter krebserregend für Menschen eingestuft. Das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV) hat diese Neubewertung registriert und umgesetzt. Auch im Ministerialblatt der Bundesregierung erklärte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter TRGS 528 – Schweißtechnische Arbeiten, dass Schweißrauch nunmehr krebserregend sei.

Vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Versicherten mit einer Berufskrankheit bei der BGHM um 8,4 % gestiegen ist, wurden neue Gefahrstoffgrenzwerte für das Schweißen festgeschrieben.

Auf Anfrage gab die Berufsgenossenschaft an, dass die Zahl der Verdachtsfälle einer Berufserkrankung nach Nr. 4302 (toxische Atemwegserkrankung – wie durch Schweißrauch) 2019 um 17,2 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen war.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen hat der Atemschutz beim Schweißen einen neuen, deutlich höheren Stellenwert bekommen.

Warum Schweißsicherheit so wichtig ist

Da Schweißen unterschiedliche potenzielle Gefahren birgt, ist es für Schweißer von entscheidender Bedeutung, sich in der erforderlichen Sicherheit zu üben. Dazu gibt es 4 Kardinalregeln, die du besser berücksichtigst:

  1. Umgebung analysieren und Gefahrenpunkte erkennen.
  2. Verwendung ausschließlich von geprüften Werkzeugen und Geräten.
  3. Befolgung aller Herstellerrichtlinien.
  4. Sicherstellen, dass andere bei der Arbeit nicht in Gefahr geraten.

Unfälle passieren, das wird sich auch in Zukunft kaum vermeiden lassen. Aber viele Verletzungen können verhindert werden oder diese fallen weniger gravierend aus, wenn man weiß, was bei der Arbeit in einer Schweißumgebung zu tun ist – und was nicht. Vor Beginn eines Projekts müssen sich Schweißer die Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass sie vor allem wissen, wie die Aufgabe sicher ausgeführt wird. Es ist das Wichtigste, was sie tun können, um sich und ihre Mitmenschen zu schützen.

 

Die Gefahren beim Schweißen

Schweißen Elektrischer SchockAus der Praxis ist bekannt, dass die nachfolgenden Gefahren für nahezu alle Unfälle beim Schweißen verantwortlich sind.

Elektrischer Schock

Eine Entladung von Elektrizität in den menschlichen Körper kann zu schweren Verletzungen und in einigen Fällen sogar zum Tod führen. Ein Stromschlag kann auftreten, wenn ein Schweißer zwei Metallgegenstände berührt, zwischen denen eine Spannung anliegt. Je höher die Spannung, desto höher der Strom, was zu einem höheren Risiko für den Schweißer führt. Die häufigsten Ursachen für einen elektrischen Schlag sind in beschädigten, feuchten/nassen oder falschen Schweißerhandschuhen, einer unsachgemäßen Erdung der Werkstücke, beschädigten Stromleitungen und defekten Schweißgeräten zu suchen.

Exposition gegenüber Dämpfen und Gasen

Schweißen DampfSchweißrauch enthält eine Vielzahl potenziell schädlicher Metalle, darunter Aluminium, Beryllium, Arsen, Mangan und Blei. Beim Schweißen entstehen häufig Gase die Stickstoff, Kohlendioxid, Argon, Kohlenmonoxid und / oder Fluorwasserstoff enthalten. Ist ein Schweißer diesen Dämpfen und Gasen ungeschützt ausgesetzt, kann dies zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen. Sprach- und Bewegungsstörungen, Atemwegserkrankungen und sogar Krebs können Folgen sein.

Körperliche Verletzungen

Wichtig ist eine PSA (persönliche Schutzausrüstung) aus modernen Materialien, die bestimmungsgemäß anzulegen ist. Nur so können Augenschäden, Schnitte, Verbrennungen oder sogar Quetschungen von Fingern und Zehen vermieden werden. Diese Verletzungen sind ernst zu nehmen, da sie in manchen Fällen einen Schweißer berufs- oder arbeitsunfähig machen können.

Feuer und Explosionen

Ein Lichtbogen erzeugt extreme Temperaturen und kann Brand- und Explosionsgefahren auslösen, werden die Sicherheitsverfahren nicht befolgt. Während der Lichtbogen selbst Temperaturen von mehreren Tausend Grad Celsius erreichen kann, ist die häufigste Brandursache beim Schweißen der Kontakt mit Funken und Spritzern von brennbaren Materialien im Arbeitsbereich.

 

Sicherheitsregeln für das Schweißen

Gewisse Sicherheitsregeln sollten beim Schweißen immer beachtet werden, um das Risiko eines Schweißunfalls zu minimieren.

Schweißen Sicherheitsregeln

Geltende Sicherheitsregeln sollten beim Schweißen immer beachtet werden. Folgende Regeln helfen Dir Schweißunfälle zu vermeiden.

1. Fortbildung und Übung

Die besten Schweißer kennen die Sicherheitsverfahren wie ihre Westentasche. Sie nehmen sich die Zeit, sich über Änderungen der Sicherheitsrichtlinien zu informieren. Für Schweißer ist es unerlässlich, die Herstelleranweisungen zu lesen, bevor sie ein Schweißgerät in Betrieb nehmen.

2. Schutz vor Dämpfen und Gasen

Die Exposition gegenüber Dämpfen und Gasen kann durch ausreichende Belüftung im Arbeitsbereich kontrolliert werden. Oft reicht ein kraftvoller Ventilator aus. Ein Absaugsystem oder Absaughauben sind ideal für stationäre Arbeiten. Als Schweißer solltest du bei Bedarf unbedingt eine Atemschutzmaske tragen. Sobald du spürst, dass deine Atmung gehemmt ist, unterbreche sofort die Arbeit und atme in frischer Luft durch. Bessert sich der Zustand nicht umgehend, ist der Besuch eines Arztes unerlässlich.

3. Vorkehrungen gegen einen Stromschlag treffen

Um einen Stromschlag zu vermeiden, müssen Schweißer den Elektrodenhalter immer auf Beschädigungen überprüfen, bevor sie mit dem Schweißen beginnen. Zudem solltest du sicherstellen, dass deine Handschuhe trocken und in gutem Zustand und absolut ohne Löcher sind. Berühre niemals die Metallteile des Elektrodenhalters mit der blanken Haut oder mit nasser Kleidung. Außerdem ist eine Isoliermatte wichtig, auf der du während des Schweißens stehst.

4. Überprüfe die Ausrüstung

Überprüfe vor Arbeitsbeginn immer deine Ausrüstung. Die ordnungsgemäße Funktionsweise ist ebenso wichtig, wie eine solide Erdung. Mindestens monatlich, bei häufiger Nutzung wöchentlich, solltest du deine Ausrüstung auf übliche Abnutzungserscheinungen wie ausgefranste Drähte oder undichte Schläuche überprüfen. Wenn das Schweißgerät am Vortag einwandfrei lief, gehe nicht davon aus, dass es sich noch im gleichen Zustand befindet. Führen immer eine Sichtinspektion durch! Du kannst dir ansonsten nie sicher sein!

Halte die Termine für die wiederkehrende Prüfung nicht ortsgebundener Anlagen und Geräte gemäß Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) ein.

5. Vermeide Unordnung

Ein überladener, unordentlicher Arbeitsplatz ist eine der häufigsten Ursachen für Schweißbrände und Explosionen. Funken vom Schweißlichtbogen können bis zu 10 m weit fliegen. Daher ist es wichtig, dass der Arbeitsplatz und Schweißtisch frei gehalten werden, insbesondere von brennbaren Materialien.

6. Kenne deine Umgebung beim Schweißen

Bevor du mit dem Schweißenbeginnst, mache eine Bestandsaufnahme der Umgebung. Dies gilt insbesondere dann, wenn dir der Arbeitsplatz fremd ist. Du erhöhst deine Effizienz und deine Sicherheit, wenn du weißt wo…

  • sich Werkzeuge und Geräte befinden,
  • der Standort von Feuermeldern ist,
  • die Notausgänge zu finden sind,
  • die Feuerlöscher aufbewahrt werden,
  • und ob Sandeimervorhanden sind,
  • der Erste-Hilfe-Kasten aufgehängt ist,
  • die Hauptwasserleitung abgestellt wird,
  • der Sicherungskasten mit der Hauptsicherung installiert ist,
  • und wo du das nächste Telefon finden kannst.

7. Kleide dich für den Job

Das Tragen der richtigen Kleidung ist für Schweißer von entscheidender Bedeutung. Jede exponierte Haut ist anfällig für die schädlichen Auswirkungen von Infrarot- und Ultraviolettstrahlen, genau wie für Verbrennungen durch Funkenflug. Als Schweißer solltest du immer sicherstellen, dass alle Körperstellen mit einem feuerfesten Material bedeckt sind. Die Kleidung sollte nicht über umgeschlagene Hosenbündchen oder offene Taschen verfügen. Zudem sollte die Kleidung gut eng anliegen, aber bequem sein.

8. Trage die richtige PSA

Die Auswahl der richtigen PSA für den Job als Schweißer ist eine der wichtigsten Entscheidungen überhaupt. Zur PSA für Schweißern sollten immer gehören:

  • Gehörschutz: Vorgeschrieben, wenn der Lärmpegel acht Stunden lang durchschnittlich über 85 dB liegt.
  • Augen- und Gesichtsschutz: Dazu gehören Schutzbrillen, Gesichtsschutz und je nach Projekt auch Helme.
  • Hitze- und Strahlenschutz: Um sich vor Hitze und Strahlung zu schützen, müssen Schweißer feuerfeste Oberbekleidung, Handschuhe zum Schutz der Hände und Unterarme sowie Schweißerhauben und -brillen tragen.
  • Rauchschutz: Rauchabsaugsysteme und Atemschutzgeräte sind wirksame Innovationen, die den Schweißer vor schädlichen Dämpfen schützen.
  • Schutz vor Stromschlag: Zusätzlich zu den in Tipp 3 beschriebenen Sicherheitsvorkehrungen müssen Schweißer isolierende Kleidung tragen, um sich vor Stromschlägen zu schützen.
  • Fußschutz: Funken- und hitzebeständige Lederschuhe mit Abdeckung über dem Knöchel sind am besten für den Fußschutz geeignet. Arbeitest du mit schweren Werkstücken, sollte zudem eine Schutzkappe im Schuh oder Stiefel eingearbeitet sein. Die Hosenbeine sollten immer über den Schuhen getragen werden.

9. Vermeide Stressverletzungen

Um sich selbst zu schützen, übe sichere Hebetechniken aus den Knien heraus, nicht aus dem Rücken. Unterbreche mehrfach am Tag deine Arbeit, um deinen Körper zu dehnen und um ihm eine Pause zu gönnen. So kannst du die Belastungsverletzungen vermeiden, die durch das ständige Wiederholen von Bewegungen entstehen und für die gerade Schweißer anfällig sind. Überdies lasse dich niemals zur Eile antreiben. Eine hastig gesetzte Schweißnaht ist selten gut sowie haltbar und zu schnelles Arbeiten führt oft genug zu Fehlern, die ein Risiko darstellen.

Schweißen Schutzmaßnahmen

Sicherheitsmaßnahmen beim Schweißen sollten in der Praxis umgesetzt werden, da es hier um Deine Gesundheit und Dein Leben geht.

 

Sicherheitsmaßnahmen beim Schweißen – eine Schlussbetrachtung

Es ist nicht so übermäßig schwer, die vorgeschriebenen und sinnvollen Sicherheitsregeln für Schweißarbeiten in der Praxis umzusetzen. Dir sollte dabei klar sein, dass es hierbei um deine Gesundheit, im Zweifelsfall um dein Leben geht. Zudem solltest du es dir zur unbedingten Angewohnheit machen, auch bei kleinen Arbeiten alle Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen, selbst wenn die Arbeiter eine Minute in Anspruch nimmt. Nur so kannst du vermeiden, dass du als anonymes Unfallopfer in der Statistik auftauchst.

 

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