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Schweißen – Neuste Bewertungen von Schweißrauch fordern Atemschutz

Auch wenn es wissenschaftlich und arbeitsmedizinisch nicht eindeutig bewiesen war, eigentlich alle Beteiligten wussten seit jeher, dass Schweißrauch gesundheitsgefährdend ist. Seit 2020 liegen der Internationalen Krebsagentur (IARC) fundierte Studienergebnisse zum Thema Schweißrauch vor. Daraufhin wurde der Status von Schweißrauch geändert, von möglicherweise krebserregend zu krebserregend für Menschen. In der Folge mussten die Sicherheitsbestimmungen überarbeitet und entsprechend angepasst werden, denn das Glas Milch als Schutz vor Schweißrauch ist in der Tat nur ein Placebo.

Es klingt ein wenig wie ein Witz, doch die Ernsthaftigkeit der Lage verbietet es, darüber zu lachen. In Betrieben, in denen Schweißer beschäftigt wurden, gab es für diese kostenfrei eine tägliche Ration Milch. Dies war in Deutschland eine weit verbreitete Praxis. Einige Unternehmen gaben ihren Schweißern ein Glas vollfette Kuhmilch, andere zeigten sich mit einem Liter am Tag großzügiger. Es ging die Mär, dass Milch vor den gesundheitlichen Folgen von Schweißrauch schützen soll. Für diese Betriebe war mit der Milchversorgung dem Arbeitsschutz genüge getan und die Arbeitnehmer gaben sich damit zufrieden. Mittlerweile ist klar, dass mehr auf Sicherheit und Gesundheit beim Schweißen geachtet werden muss.

Schweißrauch

Das Schweißrauch gesundheitsschädlich ist, ist ohne Zweifel. Deshalb sollte unbedingt auf Arbeitssicherheit geachtet werden!

 

Atemschutz statt Milch

Das Dumme an der Situation war, dass es kaum fundierte wissenschaftliche Untersuchungen zu den Auswirkungen von Schweißrauch auf den menschlichen Organismus gab. Wo keine Kläger, da keine Richter, weshalb der Schweißrauch nur vorsichtshalber als eventuell gesundheitsschädlich eingestuft wurde. Inzwischen liegen die Ergebnisse mehrerer unabhängiger Studien vor, und die zeichnen ein erschreckendes Bild. Insbesondere die neusten Materialien, Legierungen und nichtmetallische Komponenten hin zu schweißenden Werkstücken können beim Schweißen die verschiedensten Gase verursachen – und diese sind in der Regel gesundheitsgefährdend, einige werden sogar als extrem toxisch beschrieben. Kein Wunder, das trotz rückläufiger Zahlen bei den Arbeitsunfällen, die Zahl derjenigen, die 2020 durch einen Arbeitsunfall oder eine Berufserkrankung verstarben, um 19,6 % gestiegen ist. So steht es im Jahresbericht der BGHM, der Berufsgenossenschaft Holz Metall.

 

Risiko von Schweißrauch erkannt

Nachdem die Internationale Krebsagentur den Schweißrauch neu bewertet hat, zogen andere Institutionen nach. Dazu gehören das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV), die beteiligten Berufsgenossenschaften und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, welches im Ministerialblatt TRGS 528 lapidar feststellte: Schweißrauch ist krebserregend.

Ein Spiegel dazu sind die Zahlen der BGHM. Dort wurde registriert, dass die Zahl der Versicherten mit einer Berufskrankheit um 8,4 % angestiegen ist. Die Zahl der Verdachtsfälle für eine Berufserkrankung nach Nr. 4302, was für toxische Atemwegserkrankung steht, war 2020 um 17,2 % höher als im Vorjahr.

Dämpfe Schweißen

Schweißrauch kann zu toxischen Atemwegserkrankungen führen und ist krebserregend. Ein Atemschutz kann Abhilfe schaffen.

 

Welche Dämpfe und Gase beim Schweißen entstehen können

Im Schweißrauch können verdampfte Metalle enthalten sein, darunter unter anderem auch:

  • Aluminium,
  • Beryllium,
  • Arsen,
  • Mangan
  • Blei

Außerdem entstehen beim Schweißprozess verschiedenste Gase. Diese können unter anderem sein:

  • Stickstoff,
  • Kohlendioxid,
  • Argon,
  • Kohlenmonoxid
  • und / oder Fluorwasserstoff.

Bist du als Schweißer diesen Dämpfen sowie Gasen ungeschützt ausgesetzt, können ernsthafte Gesundheitsprobleme auftreten. Zu den häufigsten Folgen gehören Sprach- und Bewegungsstörungen, diverse Erkrankungen der Atemwege und Krebs.

 

Reicht die Belüftung beim Schweißen noch aus?

Bislang hielt es der Arbeitsschutz als generell ausreichend, wenn bei Schweißarbeiten für eine ausreichende Belüftung gesorgt wird. Ein Atemschutz war nur für einzelne Schweißverfahren vorgeschrieben. Vor dem Hintergrund der neusten Untersuchungsergebnisse muss dies bezweifelt werden. Ein Ventilator, das Schweißen unter freiem Himmel oder ein Rauchabzug scheinen keine probaten Mittel zur Verhinderung von Schweißrauchvergiftungen zu sein. Zwar wird so die Menge des aufgenommenen Schweißrauchs reduziert, aber eben nicht vollständig unterbunden. Wer täglich oder regelmäßig mit Schweißarbeiten beschäftigt ist, kann demnach toxische Stoffe in großen, nicht kalkulierbaren Mengen im eigenen Körper anreichern.

 

Die Einwegmaske ist keine Alternative

Schweißen Einwegmaske

Um kanzerogene Stoffe aus der Luft zu filtern, müssen Filter besondere Eigenschaften mitbringen. Die gängigen Einwegsmasken aus Zellstoff besitzen diese nicht und sind deshalb ungeeignet!

Um kanzerogene Stoffe aus der Atemluft zu filtern, müssen die Filter besondere Eigenschaften mitbringen. Die beliebten Einwegmasken aus Zellstoff besitzen diese nicht. Ein Filter zum Schutz vor stark toxischen Stoffen sollte diese Partikel zu 100 % aus der Luft entfernen können.

  • Chrom-Verbindungen
  • Aluminiumoxid
  • Bleioxid
  • Nickeloxid
  • Berryliumoxid
  • Cadmiumoxid
  • Cobaltoxid
  • Ozon
  • Formaldehyd

 

Welche Schweißmaske brauche ich?

In der EU sind die Atemschutzmasken nach ihren Fähigkeiten und Eigenschaften gekennzeichnet. So kannst du die für dich und deine Zwecke ideale Schweißmaske schon allein an der Zulassung erkennen. Die Normen für Atemschutzmasken sind:

  • EN 136: eine Vollmaske, die mit austauschbaren Filtern bestückt werden kann.
  • EN 140: eine wiederverwendbare Halbmaske. bei der ebenso die Filter gewechselt werden können.
  • EN 143: Partikelfilter, wobei hier die Filter der Stufen P1, P2 sowieP3zur Auswahl stehen.
  • EN 14387: hinter dieser Bezeichnung verbergen sich Gas- und Kombinationsfilter der Stufen 1 bis 3.
  • EN 149: dies sind partikelfilternde Halbmasken

 

In der Norm EN 149 sind für die partikelfilternden Halbmasken drei Schutzklassen festgelegt:

 

  • FFP1 – 4-facher Grenzwert für Partikel, damit Schutzwirkung gegen ungiftige, feste sowieflüssige Aerosole. Einsatzbereich bei Schleifarbeiten mit Rost oder bei solchen an einem Mauerwerk.
  • FFP2 – 10-facher Grenzwert für Partikel, schützt gegen mindergiftige, feste sowieflüssige Aerosole. die Anwendung bezieht sich auf das Spritzen von Pflanzenschutzmitteln, Schleifen von Holz, Schweißarbeiten mit Carbonstahl.
  • FFP3 – 30-facher Grenzwert für Partikel, bietet Schutzwirkung auch gegen hochgiftige, feste sowieflüssige Aerosole. Diese Maske solltest du tragen bei Arbeiten mit Asbest. Sie wird auch genutzt beim Umgang mitVirenund Bakterien. Außerdem empfohlen bei Schweißarbeiten mit Aluminium, Edelstählen und Legierungen.

 

Demnach ist es ratsam zumindest eine Atemschutzmaske der Klasse FFP2 zu tragen, sinnvoll ist es aber, wenn du eine Maske der Stufe FFP3 kaufen würdest. Generell sollte die Schutzbekleidung für Schweißer die höchsten Standards aufweisen.

 

Notwendigkeit der Schweißmaske am Beispiel des WIG-Schweißens

Um die Notwendigkeit von Schweißmasken deutlich zu machen, hilft ein Beispiel. Das MIG-Schweißen verursacht relativ geringe Mengen von Schweißrauch. Beim Schweißen von Aluminium entsteht vorwiegend Aluminiumoxid. Obwohl das Volumen der Dämpfe gering ist, kommt es regelmäßig zu Staubablagerungen des Oxids in den Atemwegen, insbesondere in der Lunge.  Die Folge kann eine irreversiblen Aluminose sein, die inzwischen in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt ist. Erstaunlich ist, dass es hierbei nicht darauf ankommt, wie lange du ungeschützt dem Aluminiumoxid ausgesetzt bist. Es reicht eine intensive Belastung, um deine Gesundheit für immer schwer zu schädigen. Das Risiko ist deshalb so hoch, weil zeitgleich durch den Lichtbogen starke UV-Strahlen und Ozon produziert werden, was beides die Manifestation einer Erkrankung fördert.

Atemschutz Schweißen

Eine Schweißmaske ist häufig auch dann nötig, wenn die Rauchentwicklung nicht deutlich zu sehen ist. Auch Dämpfe mit geringem Volumen können schwere Atemwegserkrankungen hervorrufen.

 

Schlussgedanken zur Sicherheit beim Schweißen

Wie die aktuellen Studienergebnisse und die Statistiken der Berufsgenossenschaft zeigen, gibt es keine Zweifel mehr darüber, ob eine Atemschutzmaske beim Schweißen notwendig ist. Zur Auswahl stehen dir die Schutzmasken nach EN 149 in den Klassen FFP und FFP3, wobei es ratsam ist eine FFP3-Schutzmaske zu kaufen. Überdies findest du im gut sortierten Fachhandel und online gute Schweißerhelme, in denen der Atemschutz bereits integriert ist. Diese besonders hochwertigen Produkte sind dann eine Kaufüberlegung wert, greifst du häufiger zum Schweißgerät.

 

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